Echinocereus relictus Wellard: Zusammenfassung der Erstpublikation Wilfried Baues „Eine neue ursprüngliche diploide Art der Gattung Echinocereus endemisch in Südwest-Utah und Nordwest-Arizona.“ [B. Wellard, 2016] Kurzfassung Echinocereus relictus Wellard ist eine neu beschriebene diploide (2n = 22) Spezies, die vermutlich der Vorfahre des tetraploiden (2n = 44) Echinocereus engelmannii ist. Echinocereus engelmannii subsp. engelmannii repräsentierte sowohl diploide als auch tetraploide Cytotypen (Chromosomenrassen). Die diploiden Pflanzen trifft man endemisch in einem kleinen Gebiet in Südwest-Utah und Nordwest-Arizona an. Sie haben Ähnlichkeit mit Echinocereus engelmannii var. purpureus. Echinocereus relictus kommt unter anderem in einem schnell expandierenden Stadtgebiet vor, sein Erhaltungsstatus (conservation status) muss noch festgelegt werden. Anlässlich laufender Chromosomenuntersuchungen an der Arizona State University wurde eine Pflanze, die als Echinocereus engelmannii var. purpureus aus dem nordwestlichen Arizona galt, als diploid (2n = 22) (Pinkava et al., 1998) getestet. Auch von der AG Echinocereus durchgeführte Chromosomenzählungen bei Proben aus dem nordwestlichen Arizona und der Gegend von St. George, Utah, bestätigen das Vorhandensein von diploiden Pflanzen (M. LANGE pers. Comm., 2015). Die Entdeckung von Diploiden ist bedeutsam, weil sie eine ausgeprägte Ahnenart des tetraploiden Echinocereus engelmannii darstellen können. Auch könnte Echinocereus engelmannii var. purpureus zu dieser neuen Spezies gehören. Im Handel sind diese diploiden Pflanzen als RP #75 bekannt. Der Verteilungsbereich der diploiden und tetraploiden Pflanzen wurde kartografiert. Morphologische Daten, erhoben aus zehn Populationen, fünf diploiden und fünf tetraploiden, wurden analysiert. Die Analyseergebnisse unterstützen die Annahme, dass die Diploiden eine neue Spezies, wahrscheinlich ein Vorläufer des weitverbreiteten tetraploiden Echinocereus engelmannii subsp. engelmannii, sind. Feldbeobachtungen und Chromosomenzahlen legen nahe, dass die Populationen des diploiden Echinocereus relictus und tetraploiden Echinocereus engelmannii meist allopatrisch geografische Gebiete besiedeln. Echinocereus relictus nimmt etwa 150.000 ha ein und kommt in erster Linie entlang des Virgin River in der Nähe der Grenzen von Utah und Arizona, nördlich an beiden Seiten der Beaver Dam Mountains und entlang des Santa Clara River in der Nähe von Veyo, Utah, vor. Innerhalb des untersuchten Gebietes kam Echinocereus engelmannii in erster Linie westlich der Beaver Dam Mountains, insbesondere im Beaver Dam Wash und entlang des Virgin River östlich von St. George, Utah, bis zum Zion National Park und entlang der Hurricane Cliffs vor. Die diploiden Chromosomenzahlen der Standorte von Echinocereus engelmannii var. purpureus und die Morphologie des Typus legen nahe, dass dieser Name als Synonym für Echinocereus relictus zu gelten hat. Als Artenname wäre „Purpureus“ ungültig, da dieses spezifische Epitheton zuvor schon verwendet wurde und ein Synonym von Echinocereus reichenbachii (Terscheck) Britton & Rose ist. Echinocereus relictus besitzt mehrere Merkmale, die die Art morphologisch von ihrem engsten Verwandten E. engelmannii unterscheiden. Zu den bemerkenswertesten gehören: größere Anzahl von Rippen, kürzere Abstände zwischen den Rippen, kürzere Abstände zwischen den Areolen, kürzere Randdornen, kürzere untere Mitteldornen, kleinere Durchmesser der Rand- und Mitteldornen, geringere Rippenhöhe zur Basis der Areole und kleinere Körperdurchmesser; Jungpflanzen einzeln, später mit bis zu 45 Trieben einen Klumpen bildend. Der Hauptzweck dieser Studie war es zu untersuchen, ob das als Echinocereus engelmanii var. purpureus beschriebene Material ein Teil der Variation dieser diploiden Spezies und somit ein (noch) existierender Vorfahre von Echinocereus engelmannii sein kann. Die Studienanordnung folgt dem, was in der Cactaceae und anderen angiospermen Blütenpflanzen zum Standard geworden ist, nämlich die Durchführung umfassender Feldstudien einschließlich Ökologie, Biogeografie, Genetik und Morphologie, um fundierte taxonomische Entscheidungen treffen zu können. Die Ergebnisse bestätigen, dass Echinocereus relictus eine morphologisch unterscheidbare diploide Spezies ist, die nur in Teilen von Südwest-Utah und Nordwest-Arizona vorkommt und einen Vorfahren von Echinocereus engelmannii darstellen kann. Die niedriger gelegenen Zonen von Südwest-Utah und Nordwest-Arizona fungieren derzeit als Zufluchtsort für Echinocereus relictus sowie für andere endemische Kakteen (beispielsweise Pediocactus sileri, P. peeblesianus und Opuntia diploursina). Quellen Wilfried Baues